Unerwartete Fundgrube
Ludovic Mollier, ein Handwerker mit viel Erfahrung, entdeckte das Besondere, als er in einem Gebäude in Matour arbeitete. Unter den Dielen stieß er auf eine Flasche, in der ein handgeschriebenes Pergament versteckt war. Die Flasche wäre fast entsorgt worden, doch sie wurde noch rechtzeitig gerettet. Der Brief stammt vom 15. Juni 1894 – damit ist er über 130 Jahre alt.
Der Brief wurde von Guillaume Mandelier, einem Weinhändler aus Matour, verfasst. In seinem Schreiben richtet er sich an kommende Generationen und bittet darum, ein “de profundis” (ein ehrendes Gedenken) für seine Seele auszusprechen und auf sein Wohl anzustoßen. So bekommen wir einen lebhaften Einblick in die Gedankenwelt eines Mannes aus dem 19. Jahrhundert, der seine Lebensweise und seine Zeit offenbart.
Aufruhr im Dorf
Matour zählt ca. 1.200 Einwohner und in einem so kleinen Ort verbreiten sich solche Geschichten schnell. Die Entdeckung des Briefes hat viele zu Gesprächen über die regionale Geschichte angeregt und fordert die Bewohner geradezu dazu auf, ihre Vergangenheit neu zu entdecken. Ein Dorfbewohner namens Guillaume fand daran eine „schöne Geschichte“, die das historische Interesse an Matour wieder aufleben lässt.
Um Mandeliers letzten Wunsch zu ehren, trafen sich Ludovic Mollier, sein Kollege und Alain Guérin, ein lokal gewählter Beamter, in einer nahegelegenen Bar, um auf den alten Weinhändler anzustoßen. Außerdem wird am 9. Februar 2025 während der Sonntagsmesse ein “de profundis” vorgetragen – ganz nach Mandeliers Bitte.
Erhaltung für kommende Generationen
Das Dorf hat vor, den gefundenen Brief im lokalen Kulturzentrum auszustellen. Mit dieser Ausstellung soll der Brief auch für die nächsten Generationen zugänglich gemacht werden, um das kulturelle Erbe von Matour lebendig zu halten. Damit wird deutlich, dass solche Funde immer wieder daran erinnern, dass Geschichte auch an unerwarteten Orten ihre Spuren hinterlässt.
Diese spannende Entdeckung zeigt, dass Geschichte nicht nur in Lehrbüchern oder Museen zu finden ist. Sie unterstreicht, wie wichtig es ist, bei Renovierungsarbeiten genau hinzuschauen – oft verbergen sich in scheinbar unscheinbaren Objekten Geschichten, die es wert sind, erzählt zu werden.
Guillaume Mandeliers Brief ist weit mehr als nur eine Anekdote aus vergangenen Zeiten. Er schlägt eine Brücke zwischen den Epochen und lädt uns dazu ein, unsere Umwelt mit neuen Augen zu betrachten. Wer weiß, welche Geschichten vielleicht noch unter unseren Böden oder in unmittelbarer Nähe darauf warten, entdeckt zu werden?