der traum von callie riemann
Callie Riemann, eine 30-jährige amerikanerin, und ihr Mann waren fest entschlossen, dem stressigen Stadtleben zu entkommen. Der Kauf eines 1‑euro‑hauses schien ihnen die perfekte Chance, sesshaft zu werden. „Bei der Wahl zwischen 500 € Miete pro Monat und einem Haus für 1 € war die Entscheidung für uns klar“, erinnert sich Callie. Aber schon bald wurden sie mit unerwarteten Hürden konfrontiert: Die Renovierungskosten kletterten in sechsstellige Bereiche, und strenge Vorgaben der Gemeinde machten das ganze Vorhaben zu einem echten Risiko.
Die Kriterien für Käufer solcher Häuser sind oft recht streng: Die Sanierung muss in wenigen Jahren abgeschlossen sein, es besteht bisweilen eine Wohnsitzpflicht und unter Umständen muss auch ein Geschäft eröffnet werden. „Mit jedem Schritt wuchs das Risiko“, erzählt Callie.
eine alternative entscheidung
Vor diesem Hintergrund entschieden sich Callie und ihr Mann, vom 1‑euro‑haus Abstand zu nehmen. Stattdessen kauften sie eine Farm in Sant’Elia a Pianisi für 29.000 €. Die Farm bietet 290 m² Wohnfläche gepaart mit einem Hektar Land und war fast direkt bezugsfertig – ein eindeutiger Vorteil gegenüber dem Angebot zum 1‑Euro‑Preis. „Wir konnten direkt einziehen“, freut sich Callie.
Das Leben im Dorf Sant’Elia a Pianisi wirkt besonders lebendig, gerade im Sommer, wenn die Einwohnerzahl sich verdreifacht und Festivals sowie Angebote in der Nachbarschaft für ein richtiges Gemeinschaftsgefühl sorgen.
rechtliche hilfespritze und gemeinschaftserlebnisse
Ohne juristischen Beistand hätte der Kauf kaum funktioniert. Die Anwaltskosten betrugen 6.500 € – damit waren Übersetzungen, rechtliche Prüfungen und allerlei Verwaltungskram abgedeckt. „Ohne unseren Anwalt hätten wir niemals den Durchblick gehabt“, betont Callie.
Auch die Dorfbewohner nahmen das Paar herzlich auf: Selbstgemachter Käse, Granatäpfel und frisches Gemüse wurden ihnen von den Nachbarn überreicht, was das Gefühl verstärkte, wirklich dazu zu gehören. „Wir hätten uns nichts Besseres wünschen können“, resümiert Callie.
das 1‑euro‑haus‑programm: chancen und risiken
Das Angebot bleibt interessant für Leute, die mit einem kleinen Budget und einem gehörigen Quäntchen Abenteuerlust an die Sache herangehen. Dennoch entscheiden sich viele letztlich für Projekte, die zwar teurer, aber realistischer sind. Ein Haus für 1 € mag auf den ersten Blick verlockend erscheinen, doch sollte man sich über alle versteckten Kosten und Herausforderungen im Klaren sein.
Die Geschichte von Callie Riemann zeigt ganz anschaulich, wie komplex der Traum vom einfachen Leben in Italien sein kann. Für alle, die neu anfangen wollen, ist es wichtig, die romantische Idee gegen die praktische Realität abzuwägen – denn oft hat man mehr Glück am richtigen Ort zur richtigen Zeit als mit dem vermeintlich günstigsten Angebot.